Da bin ich wieder

Nicht wie ich war, aber ja die Welt hat mich wieder. Es war eine lange Zeit, mit mehr Tiefen als Höhen. Doch nun bin ich zurück. Dankbar, demütig und mit vollem Elan greif ich mal wieder an.

Reha Dank MS

Reha in Flechtingen 2024

Letztes Jahr, im September war ich zur Reha . Leider war mir nicht bewusst das die Gute (MS) bereits am wirken war. Der Reha Alltag hat mich voll geschafft. Viel geschlafen und ausgeruht. Nette Menschen kennen gelernt und doch wurde es immer schwieriger. Geradeaus zu laufen und die Beine zu heben wurde von Tag zu Tag schwieriger. Manche Tage nahm ich leihweise einen Rollator um das Gleichgewicht zu halten. Vielleicht war es dem Stress geschuldet. Dachte ich. Als ich heim kam, begrüßte mich meine Mutter mit den Worten “ Du läufst ja schlechter als vorher“. Trotzdem hab ich weitergemacht. Auf geben ist keine Option!

Zusammenbruch

Es kam der Tag, an dem ich einfach nur einkaufen gefahren bin. Mit dem Auto. Alles im Einkaufswagen, an der Kasse, war ich plötzlich komplett überfordert. Die nette Verkäuferin und der Kunde vor mit halfen mir die Waren wieder in den Einkaufswagen zu befördern und ein andere Kollege half mir den Einkauf ins Auto zu laden. Auch da dachte ich „ein Formtief“, doch es wurde nicht mehr besser. Kein Gefühl mehr in den Beinen und absoluter Kraftverlust derselbigen, zwangen mich meinen Aktivitäten komplett einzustellen. Ich konnte mich nicht mehr lange auf den Beinen halten und musste über längere Strecken gestützt werden. Bis 5 Minuten frei stehen nicht mehr möglich war. So schrieb ich dem Neurologen meines Vertrauens eine Email. Kurze Schilderung der Symptome bzw. Ausfälle, mit der Frage wann ich denn zu einem Stationären Aufenthalt einchecken kann. Die Antwort kam ziemlich schnell.

Krankenhaus

Mein Stiefvater fuhr mich, ein paar Tage später ins Klinikum. Mit Rollstuhl wurde ich den ganzen Aufenthalt gefahren. Aufgrund der Gleichgewichtsstörungen nicht anders möglich. Das war vor Weihnachten. Das übliche Prozedere begann mit Verspätung, da ich eine Blasenentzündung nicht mitbekommen habe. Nichts ungewöhnliches wenn mich Schmerzen und Empfindungsstören fast täglich begleiten. Es war wieder ein interessanter Aufenthalt, mit netten Begegnungen und lustigen Anekdoten. Raus ging es zwar ohne Rollstuhl, aber frei laufen auf langen Strecken ist nicht. Meine Eltern schenkten mit einen Rollator zu Weihnachten. So ging es zur nächsten Reha.

Zweite Reha in 6 Monaten

Die Reha wurde direkt vom sozialen Dienst des Klinikums beantragt. Was soll ich schreiben, Anfang Februar ging es bereits los. Diesmal Heimat nah. So bin ich in Bad Tennstedt gelandet. Mit meinem neuen Rollator ausgestattet, ließen sie mich auf die anderen Bewohner, auf Zeit, los. Das war rückblickend das Beste was mir passieren konnte. Die Reha Klinik hat ein Querschnittszentrum und ich durch die MS, eine Blasenentlerrungsstörung. Dort wurde mir endlich damit geholfen. Jetzt hab ich die Blase im Griff, damit Lebensqualität gesteigert, doch die Spastiken in den Beinen sind geblieben. Unkontrolliertes Zucken in den Beinen ist nicht unbedingt förderlich beim Autofahren. Nach der Reha bekam ich Post von der Rentenversicherung, mit Antrag auf unbefristete Rente. Ausgefüllt, abgeschickt und zwei Wochen später war ich unbefristeter EU Rentner.

Behinderung ist Kampf an allen Fronten

Schwerbehinderung schränkt nicht nur den Körper ein. Es macht das Leben schwer auf allen Ebenen. Alles muss beantragt werden, bzw. erkämpft werden. Das fängt bei Grad der Behinderung an und endet mit der Bewilligung des Fahrdienstes. Da ich Rentenempfängerin bin gibt es keine Förderungen vom Staat. Jedes Hilfsmittel was die Krankenkasse nicht übernimmt, darf ich selber zahlen. Zum Bespiel ein umgebautes Auto. Mit Gas und Bremse am Lenkrad, um wenigstens wieder ein bisschen an der Gesellschaft teil zu haben. Von zwischenmenschlichen Beziehungen bauch ich gar nicht schreiben. In dieser oberflächlichen Gesellschaft ist es für eine gesunde Frau schon schwer einen ehrlichen und treuen Partner zu finden, für mich scheint es schier unmöglich. Also rocke ich mein Leben eben allein.

Meine neue Erscheinung!

Freiheitsverlust

Was mich richtig runter zieht, ist die Hilfe die ich ab und an benötige. Je nach Tagesform. Für mich, die früher alles selbst gemacht hat, immer 150 % gegeben hat und quasi immer unterwegs war, ist es ein Albtraum. Gepaart mit meiner Ungeduld und der daraus resultierenden kurzen Zündschnur, bin ich wahrscheinlich nicht der Lieblingsfahrgast meines Fahrdienstes, aber sie sind sehr bemüht. Im Endeffekt nervt mich einfach die dauernde Abhängigkeit von anderen Menschen. In diesem Sinne, passt auf euch auf!

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